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AutorenbildMelanie

Mein Weg zur Diagnose

Aktualisiert: 4. Dez. 2022

Mein Weg zur Diagnose war zwar anstrengend, aber ich glaube, im Vergleich zu vielen anderen AutistInnen noch "schnell".

In vielen Foren lese ich, wie schwer der Weg zur Diagnose ist. Insbesondere für weibliche Autisten, da die Diagnosekriterien eher dem männlichen Bild der Autismus-Spektrum-Störung entsprechen. Viele Ärzte, Therapeuten, Psychologen, Dozenten und Diagnostiker kennen eher das Klischee dieses Autismustypes.



Warum Hochsensibel allein nicht passte

Bereits vor ca. 10 Jahren bin ich auf das Thema Hochsensibilität gestoßen. Meine Mutter empfahl mir das Buch von Andrea Brackmann 'Jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?'. Ich las es und fand mich in einigen Punkten wieder, in anderen überhaupt nicht. Das Einzelgängerische, das Chaotische, die Sensibilität auf der kognitiven, sensorischen und emotionalen Ebene sind ein paar Beispiele, wo ich mich wieder erkannte.


Manches passt für mich nicht so ganz. Ich hatte schon immer eher Angst vor fremden Menschen, unbekannten Abläufen und Situationen. Ich hatte immer ein bestimmtes soziales Kontingent, wie lange ich Menschen - auch die, die ich mag - aushalten konnte. Auch, dass ich soziale Interaktion als extrem anstrengend empfand, egal, mit wem ich mich unterhalte, passt für mich nicht zur Hochsensibilität.


Die Schizoide Persönlichkeitsstörung als Antwort?

Als Psychologie-Studentin mit ca. 23 oder 24 Jahren hatte ich ein ausgeprägtes Interesse für die klinische Psychologie. Ich wollte unbedingt herausfinden, was bei mir nicht stimmte. Ich war für mein Problem Diagnostikern und Patientin in einer Person. Ich recherchierte, welche Menschen mit welcher Störungen besonders zurückgezogen leben, Schwierigkeiten mit Emotionen und Bindungen haben. So stieß ich auf die schizoide Persönlichkeitsstörung (SPS).


Ich befand mich damals schon in einer Verhaltenstherapie. Mein Ziel war es "Strategien für das Außen zu finden". So nannte ich das damals. Interessanterweise war ich zuvor bei einem Psychoanalytiker, der mich fragte, ob ich nicht vielleicht auch Autistin sein könnte, was ich aber nicht glaubte. Ich war relativ davon überzeugt eine schizoide Persönlichkeitsstörung zu haben. Aber auch hier passten nicht alle Symptome, die zur Diagnose gehörten, aber für mich passte die SPS noch am ehesten und erklärte u.a. das Einzelgängertum.


Der Blog unbemerkt.eu von Nicole

2018 las ich zum ersten Mal einen Beitrag von Nicole über weiblichen Autismus und wie es ihr dabei erging. Dass weiblicher Autismus sich völlig anders zeigte, als männlicher Autismus. Für mich war das der Punkt, der für mich einiges veränderte. Ich begann noch mehr darüber zu recherchieren und zu lesen und musste feststellen, dass viele Symptome, Verhaltensweisen und Kompensationsmechanismen sehr gut übereinstimmten. Ich suchte nach einer Möglichkeit, wie ich eine Diagnostik durchführen lassen konnte.


Das Max Planck Institut München: erster Versuch

Meine erste Anlaufstelle war das Max-Planck Institut bzw. die Ambulanz für Störung der sozialen Interaktion in München. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt bereits in einem Burn-Out und hoffte, dass ich und meine Probleme gesehen wurden.


Ich hatte 3 Termine, die sich über Monate hinweg zogen und für mich extrem anstrengend und schwer zu bewältigen waren. Ich musste viele Fragebögen online ausfüllen und hatte zwei biografische Gespräche. Auch Grundschulzeugnisse wurden eingesehen.


Am Ende wurde ich mit Depressionen, einer sozial Phobie und dem Verdacht auf ADS wieder heim geschickt. Ich fühlte mich nicht Ernst genommen. Der Entwurf des Arztbriefes, welchen ich lesen durfte, hatte die Auswertung des ADOS Tests (ein Test, welcher autistische Symptome misst) angezeigt, welcher im Entwurf noch vorhanden war und über dem Cut-Off Wert lag. Mein finaler Arztbrief enthielt die Auswertung nicht mehr, was mich mehr als stutzig werden lies.


Psychiaterin in Taufkirchen: zweiter Versuch

Erst 2021 war ich emotional wieder so weit mich mit einer weiteren Diagnostik auseinanderzusetzen. Ich wandte mich an einen Coach, die für Autismus und Hochsensibilität spezialisiert war. Sie empfahl mir eine Psychiaterin, die ihren Schwerpunkt auf Autismus hatte. Ich machte einen Termin aus und schilderte ihr von meinem Verdacht.


Sie stellte mir ein viele Fragen und anschließend machten wir einen Termin zur Diagnostik aus. Die Diagnostik beinhaltete ein Interview. Auch sie wollte meine Grundschulzeugnisse sehen und eine Fremdbeurteilung durch meine Mutter. Während dem Interview hatte ich die Möglichkeit zu erzählen, welche Diskrepanz es für mich ist, wie ich nach Außen wirkte, und wie es sich für mich innen anfühlte. Mir war inzwischen klar, wie extrem gut ich meinen Autismus maskieren konnte. Das konnte ich nun meiner Psychiaterin schildern, was mit Online-Fragebögen nicht ging. Im November 2021 erhielt ich endlich die Diagnose.

Es war befreiend endlich mal verstanden zu werden.



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