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AutorenbildMelanie

Autismus ist mehr als ein Stereotyp!




In einem meiner Facebook Post ging es darum, dass Autismus häufig auf die damit verbundenen Schwierigkeiten reduziert wird. In der Vergangenheit wurden Filme oder Medienbeiträge gezeigt, wo die autistische Person als komplett sozial unfähig oder unempathisch dargestellt wurde. Man denke nur an Rain-Man. Oder wenn die autistische Person als sozial unfähig gezeigt wird, muss sie gleich auf einem wissenschaftlichen Gebiet ein Genius sein (Sheldon Cooper). Es wurde sich an Stereotypen bedient, die die Symptomatik sehr überspitzt und meist negativ darstellte.


Kurz: es wurde immer nur ein Teil des Spektrums meist negativ dargestellt!


Das kann wie folgt aussehen:

  • Physik / IT / Mathe - Nerd

  • Ist auf einem Gebiet ein Genie

  • kein Interesse für Menschen

  • hat keine Gefühle

  • überhaupt kein Blickkontakt

  • kann nicht sprechen

  • absolut unflexibel

  • rastet bei jeder Kleinigkeit aus

  • absolut unempathisch

  • sagt Unfreundlichkeiten

  • interessiert sich für Züge

Gleich vorweg: Ja, manches davon ist im autistischen Spektrum möglich.


Aber: ALLE Autisten haben Gefühle! Sogar sehr viele davon! Und wir alle sind meist sehr empathisch. Nur können wir diese Gefühle schlecht bei uns erkennen und benennen. Empathie sieht bei uns eben anders aus.


Autismus ist mehr als der Stereotyp!


Das Problem mit Stereotypen ist, dass sie uns ALLE nachhaltig prägen: Kollegen, Freunde und auch das Fachpersonal. Bei Autismus wurde lange Zeit sich auf die negativen Seiten, die Schwierigkeiten, und die sozialen Auffälligkeiten fokussiert. Das was von der Gesellschaft als nicht akzeptabel galt.


Mittlerweile verändert sich das Bild von Autismus ein Stück. Es gibt tolle Beiträge, wie sich Autismus bei Frauen äußert, wie Autisten sich ihren Weg privat und beruflich erkämpfen, wie eine autistische Beziehung funktioniert. Eine zeitlang wurde sogar von einer "Modediagnose" gesprochen, weil Autismus so stark in den Medien vertreten war und die Diagnose anscheinend so häufig vergeben wurde.


Und trotzdem gibt es Menschen, die noch das alte Stereotyp von Autismus im Kopf haben. Selbst beim Fachpersonal fallen dann Aussagen, wie "Wenn jemand Blickkontakt machen kann, ist er / sie kein Autist'in!" Oder: "Frauen können keinen Autismus haben!" Oder: "Der Sohn meiner Freundin kann nicht sprechen, du aber schon! Du bist bestimmt kein Autist!"


Es ist also nicht verwunderlich, dass genau diese Stereotype dem Autismus-Spektrum zum Verhängnis werden! Dass selbst das Fachpersonal solche Aussagen macht, die längt veraltet sind!


Stereotype kann für viele Betroffene zum Verhängnis werden:

  • zu späte Diagnosen für Frauen und Männer und damit lange Leidenswege

  • Diskriminierendes Verhalten gegenüber Frauen / Mädchen durch Fachpersonal

  • Gedanken, wie "Ich bin nicht autistisch genug!"

  • Probleme mit der Selbstakzeptanz ("Ich kann gar nicht autistisch sein!", "ich bin falsch!")

  • Probleme mit Masking oder anderen Kompensationsmethoden ("Ich muss mir mehr Mühe geben normal zu sein!")


Das Fachpersonal tendiert aufgrund von Stereotypen zu Fehlern bei

  • Diagnostik (zu spät, zu ungenau, nur quantitativ, bevorzugt Männer / Jungs)

  • Therapie (Fokus auf die Defizite, ABA etc.)

Daher: Autismus ist ein Spektrum mit einer hohen Varianz! Autismus zeigt sich bei allen Autisten und Autistinnen anders. Wo der eine Probleme hat, kann der andere weniger Probleme haben und umgekehrt.





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