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Autismus und Reha: Fazit (Teil 3)

  • Autorenbild: Melanie
    Melanie
  • 30. Nov. 2022
  • 2 Min. Lesezeit

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Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, habe ich meine psychosomatische Reha abgebrochen. Trotz guter Vorbereitung, trotz Begleitung meiner Mutter, trotz extrem freundlicher Unterstützung des Personals vor Ort. Es ging nicht.



Warum?

  • Ich kam einerseits sehr gestresst schon an. Die Vorbereitung selbst und die Ungewissheit, was auf mich zukommen wird, haben dafür gesorgt.

  • Vor Ort wurde man mit Informationen und neuen Abläufen überfallen

  • Ich hatte große Schwierigkeiten mich auf die neuen Abläufe einzulassen

  • Die neuen Eindrücke haben mich sensorisch überflutet

  • Das Zimmer war laut (Ausrichtung zum Parkplatz + seltsames Dröhnen im Zimmer)

  • Angst vor der Konfrontation mit vielen neuen Personen & Abläufen & einem vollen Behandlungsplan

  • Probleme mit Essenszeiten

  • Konnte meine Rituale morgens nicht einhalten (weil es schon früh essen gab)

Was hätte man besser machen können?

Das Beste wäre gewesen, ich wäre vor Antritt der Reha schon mal vor Ort gewesen und hätte das Personal und das Haus kennengelernt. Dadurch hätte ich mir noch schon mal einen Eindruck machen können und es wäre mir bei der Ankunft nicht alles neu vorgekommen. Vielleicht hätte ich einen Rundgang bekommen können und hätte der Ärztin Fragen stellen können, wie ein Behandlungsplan so aussieht.


War das Personal auf Autismus eingestellt?

Tatsächlich waren sie das nicht - ihnen lag nicht mal der Arztbrief vor, was mich sehr gewundert hat. Ich musste der Ärztin erklären, was Autismus für mich bedeutet, warum ich nicht am ersten Tag vorstellig sein konnte, warum meine Mutter das für mich erledigen musste. Es wurde zwar Verständnis gezeigt, aber ich musste die ganze Aufklärungsarbeit erledigen. Bei Meltdowns und Shutdowns wären sie überhaupt nicht in der Lage gewesen, entsprechend zu handeln. Mir wurde aber angeboten, dass man den Behandlungsplan entsprechend großzügig einstellen kann, mit genug Pausen. Auch ein Zimmerwechsel wurde in Erwägung gezogen. Das Personal war also sehr bemüht, was erfreulich, aber leider schon zu spät für mich war.


Autismus und Reha: geht das?

Das ist schwer zu beantworten. Es hängt sehr stark von der Einrichtung ab. Bei einer Klinik mit sehr freundlichem Personal, die bereit ist sich auf die autistische Person einzustellen und mit der richtigen Vorbereitung(-szeit) kann es gelingen. Allerdings sollte mit großer Behutsamkeit und Vorsicht angegangen werden.


Meine Tipps:

  • Wichtig: Wenn es geht, schaut euch die Klinik vor Ort mal an und fragt nach einem Rundgang.

    • Wie reagiert das Personal auf euch?

    • Wie groß ist die Einrichtung?

    • Wie sieht so ein typischer Behandlungsplan aus?

    • Wie würde euer Alltag ungefähr aussehen?

  • Achtet darauf, dass das Angebot mit euren Werten übereinstimmt (siehe mein erster Beitrag)

  • Schaut, dass die Klinik nicht allzu groß ist

  • Bereitet euch vorher gründlich vor

  • Nehmt eure Stimming-Tools und Ritual-Tools mit

  • Nehmt eine Begleitperson für die ersten Tage mit


Ich habe für mich beschlossen keine Reha mehr anzugehen. Für mich war diese Erfahrung nicht gut und ich werde meine Probleme auf ambulantem Weg in meinem gewohnten Umfeld angehen. Aber das muss nicht heißen, dass es evtl. einer anderen autistischen Person nicht gelingen kann.

1 Kommentar


pig dan
pig dan
30. Aug.

Melanies ehrliche Schilderung, wie sensorische Überflutung und die Schwierigkeit, Rituale einzuhalten, zum Abbruch ihrer Reha führten, ist sehr nachvollziehbar. Es zeigt deutlich, wie wichtig eine individuelle Anpassung und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse autistischer Menschen in solchen Einrichtungen sind. Oft werden diese Aspekte unterschätzt. Gerade die Herausforderung, eigene Bedürfnisse klar zu benennen und einzuordnen, kann für Betroffene, die vielleicht noch am Anfang ihrer Reise stehen, enorm sein. Für viele ist es ein erster wichtiger Schritt, ein tieferes Verständnis für ihre eigenen autistischen Züge zu entwickeln, und dabei kann eine fundierte RAADS-R-Selbstbeurteilung eine wertvolle Orientierung bieten.

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